wissenschaftlich arbeiten

Prokrastination im Studium – das kannst du tun

Das Handy, die Freunde, die sozialen Medien, die Katze, das Wetter, die Oma – es gibt tausend Gründe dafür, weshalb Du nicht ins Schreiben kommst. Manchmal tun wir aber auch einfach nichts – liegen faul auf dem Sofa, suchen Ablenkungen, (finden sie) und trödeln. Wir prokrastinieren, anstatt unsere Hausarbeit zu schreiben. Das ist für viele Studierende ein ernsthaftes Problem. Aber gegen Prokrastination im Studium kann man etwas tun.

Prokrastination – was ist das?

Starten wir mit einer Definition. Wer dringend zu erledigende Aufgaben aufschiebt und stattdessen etwas anderes tut, was wissentlich von deutlich geringerer Dringlichkeit ist, der prokrastiniert. Zu unterscheiden ist die Prokrastination allerdings vom Aufschieben. Während das Aufschieben bestimmter Tätigkeiten durchaus eine strukturierende Funktion im Rahmen der eigenen Arbeitsbelastung haben kann, gilt dies für die Prokrastination nicht. Etwas aufzuschieben, kann eine bewusste Entscheidung sein mit dem Ziel, ein besseres Arbeitsergebnis zu erreichen. Prokrastination ist hingegen ziel- und strukturlos.

Meistens finden Prokrastinierende zahlreiche Entschuldigungen und scheinbar schlüssige Erklärungen für ihre Ausflüchte. Insgeheim jedoch wissen diejenigen, die prokrastinieren, dass ihr Handeln schädlich für die Erreichung ihrer eigenen Ziele ist. Geringer Lernerfolg, schwache Leistungsfähigkeit und schlechte Noten sind oftmals die Folgen von Prokrastination.

Und nicht nur das: Prokrastination ist nachweislich schädlich für die Gesundheit. Sie führt häufig zu (noch mehr) Stress während des Studiums, der mittelfristig krankmachen kann. Unruhe, Schlafstörungen und Nervosität können auftreten. Auch Scham spielt eine Rolle, weshalb die Prokrastination mit der Zeit oftmals selbstverstärkend wirkt und sich prokrastinierende Studierende zum Teil sozial zunehmend isolieren. Studien haben ergeben, dass Prokrastinierer häufiger als ihre nicht-prokrastinierenden Kommilitonen Ärzte aufsuchen und ebenso andere gesundheitliche Hilfe überdurchschnittlich oft in Anspruch nehmen.

Die drei wesentlichen Erklärung für Prokrastination, die Du kennen solltest

Es gibt im Wesentlichen drei Faktoren, die das Entstehen von Prokrastination beeinflussen, begünstigen beziehungsweise hemmen.

Erstens: die Persönlichkeit. Es gibt Menschen, die neigen per se stärker zum Prokrastinieren als andere. Impulsivität, besondere Sensitivität und hohe Empfänglichkeit gegenüber äußeren Reizen machen es wahrscheinlicher, dass eine Neigung zu Prokrastination vorhanden ist und, sofern sie auf begünstigende Rahmenbedingungen stößt, auch ausgelebt wird.

Zweitens: die Fähigkeit zur Selbstregulation (ein Begriff aus der Psychologie). Gemeint ist damit der Grad, mit dem Menschen ihre Aufmerksamkeit, Emotionen, Handlungen und Impulse zu steuern in der Lage sind. Ist die Selbstregulation gut ausgeprägt, dann gelingen Beobachtung, Bewertung und Korrekturen des eigenen Verhaltens und Denkens für die jeweilige Zielerreichung, und man schafft es, sich den Herausforderungen einer bestimmten Situation anzupassen. Ist diese innere Korrekturschleife schwach ausgeprägt, verkürzt oder blockiert, begünstigt dies die Prokrastination.

Drittens können Situationsfaktoren die Prokrastination befördern. Damit ist gemeint, als wie attraktiv, sinnhaft und komplex eine Herausforderung erachtet wird, welche Art des Feedbacks gegeben wird oder wie viel Unterstützung man dabei erfährt.

Mehr als „nur“ Mindset – was Du sofort unternehmen kannst

Gegenmittel: Selbstorganisiert arbeiten zu können, ist für das wissenschaftliche Arbeiten von großer Bedeutung. Wer prokrastiniert, vermeidet jedoch die Selbstorganisation: entweder aktiv, indem durch Prokrastination der Druck auf sich selbst gezielt erhöht wird, bis der Arbeitsbeginn (meist in Form durchgearbeiteter Nächte) nicht mehr länger aufgeschoben werden kann, oder passiv, indem die Prokrastination eine oft angstgetriebene Flucht darstellt. In beiden Fällen – und das ist das Entscheidende – geht es darum, Entscheidungen vermeintlich zu verlagern beziehungsweise ihnen zu entkommen. Das ist jedoch grundfalsch, denn auch etwas zu vermeiden ist bereits eine Entscheidung – und zwar eine denkbar schlechte. Bedenke, dass es keine Nicht-Entscheidungen gibt. Dein Handeln und Verhalten in der Gegenwart gibt Auskunft über die von Dir getroffenen Entscheidungen: Sitzt Du am Schreibtisch und schreibst, verbringst Du Zeit in den sozialen Medien oder triffst Du Dich mit Freunden – nichts davon ist rundheraus gut oder schlecht oder weniger wert als das andere.

Das kannst Du sofort tun, um Deine Prokrastination zu überwinden

Behalte die Kontrolle über Deine Zeit, Deine Aufmerksamkeit und Deine Prioritäten und übernimm Verantwortung. Die Arbeit am Schreibtisch bringt Dich Deinem Ziel einer guten Studienarbeit jedenfalls deutlich näher als die anderen beiden Tätigkeiten, die man wahlweise als Ablenkung oder Vergnügen bezeichnen mag, was nicht automatisch bedeuten soll, während Deiner Arbeitsphasen auf sie zu verzichten.

Lerne zu priorisieren. Du musst zwischen Wichtigem und Unwichtigem sowie zwischen Dringlichem und Nicht-Dringlichem in Bezug auf Deine Studienarbeit unterscheiden, damit Du Deine Effektivität erhöhst. Hier gibt es ein breites Angebot von Strategien, Hilfsmitteln und Apps aus dem Bereich des Zeitmanagements, die vorgeben, Dir diese Arbeit abzunehmen und Dir dabei zu helfen. Es genügt aber meiner Überzeugung nach ein Blatt Papier und ein Stift, denn nicht die Hilfsmittel bringen Dir bei, wie Du Deine Aufgaben priorisierst. Sie unterstützen Dich lediglich dabei. Das Lernen findet nur während des Prozesses selbst statt. Wie Du zu welchem Zeitpunkt welche Aufgaben richtig priorisierst, um eine gute Studienarbeit zu verfassen, lernst Du allein durch wiederholte Anwendung und nur durch das Verfassen von Studienarbeiten.

Sei diszipliniert. Noch maßgeblicher als die Priorisierung ist Deine Disziplin. Listen und Arbeitspläne bringen nur etwas, wenn sie auch eingehalten werden, andernfalls sind sie eher schädliche Zeitfresser und können den Stress sogar erhöhen, weil die Nichterfüllung das eigene Versagen nur umso mehr veranschaulicht, je weniger Haken auf einer To-do-Liste gemacht werden konnten. Nutze die Macht der Routine gegen die Prokrastination im Studium, indem Du Dich an Deine Pläne hältst und Schritt für Schritt vorgehst. Das gilt selbstverständlich ebenso für das Ende von festgelegten Arbeitszeiten, damit Du Überbelastungen vorbeugst.

Lies hier weiter, wenn Du wissen willst, wie man mit Perfektionismus beim wissenschaftlichen Arbeiten überwindet.

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