wissenschaftlich arbeiten

Beispiele für Einleitungssätze, die begeistern

In diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du es schaffst, einen richtig guten Einleitungssatz für Deine Hausarbeit (oder Bachelorarbeit oder Masterarbeit) zu schreiben. Es gibt mehrere Wege dafür. Anhand von Beispielen erkläre ich Dir die Methoden, die dahinterstecken. Du kannst das einfach nachmachen.

Warum aber ist es überhaupt so wichtig, einen tollen ersten Satz zu formulieren?

Deshalb unterschätze niemals die Magie des ersten Satzes

Der erste Satz Deiner Studienarbeit ist extrem wichtig. Es ist der Satz, der am häufigsten gelesen wird (sofern mehrere Leser Deine Arbeit in die Hand bekommen). Der Betreuer Deiner Arbeit wird diesen ersten Satz jedoch garantiert lesen. Und nicht nur das, er wird ihn auch mit einer Aufmerksamkeit lesen wie keinen anderen Satz Deiner Hausarbeit (oder Bachelorarbeit oder Masterarbeit). Seite eins, Satz eins hat deshalb immer einen sehr viel höheren Stellenwert als jeder andere Satz Deiner Arbeit. (Der letzte Satz Deiner Arbeit ist ebenfalls von besonderer Bedeutung, aber dazu ein andermal.)

Der Einleitungssatz ist außerdem so bedeutend, weil er der Türöffner Deiner Arbeit ist. Während das Thema, Gliederung und die Kapitelüberschriften im Deckblatt und im Inhaltsverzeichnis bereits genannt werden, geht es im Einleitungssatz nicht mehr um Informationen und Fakten. Es geht darum, mit dem Einleitungssatz Deine Arbeit zu präsentieren und einen roten Teppich auszurollen.

Der erste Satz setzt den Ton für alles, was kommt.

Der Einleitungssatz ist eine Einladung zum aufmerksamen Lesen und eine Einladung an den Betreuer Deiner Thesis, eine gute Note zu vergeben. Du musst Gründe dafür liefern, weshalb er Deine Hausarbeit mit der Note 1,0 bewerten soll. Und das geht am besten, indem Du ihm gleich mit dem ersten Satz ein positives Lesegefühl vermittelst. Du musst Neugier und Interesse wecken und Dich von den anderen Hausarbeiten abheben. Dafür gibt es Techniken und Methoden, von denen ich Dir drei vorstelle.

Drei Beispiele dafür, wie es NICHT geht

Bevor wir uns anschauen, wie es geht, gucken wir uns rasch drei Einleitungssätze als Beispiele dafür an, wie Du es auf keinen Fall machen solltest. Solche Einleitungssätze solltest Du auf gar keinen Fall in Deiner Hausarbeit oder Bachelorarbeit schreiben. Leider tun das (fast) alle.

  1. In der vorliegenden wissenschaftlichen Hausarbeit wird das Thema [Thema der Arbeit] untersucht, um einen detaillierten Einblick in zu geben und dessen Auswirkungen auf [den betreffenden Bereich] zu analysieren.
  2. In der vorliegenden wissenschaftlichen Hausarbeit wird sich mit dem Thema [Thema einfügen] auseinandergesetzt, indem zunächst eine ausführliche Literaturrecherche durchgeführt und anschließend eine eigene empirische Untersuchung durchgeführt wird.
  3. In dieser Hausarbeit werde ich mich mit dem Thema [Thema der Hausarbeit] auseinandersetzen und eine umfassende theoriegestützte Analyse durchführen, um einen tieferen Einblick in die zugrunde liegenden Konzepte und Zusammenhänge zu gewinnen.

Langweilig, austauschbar, uninspiriert. Nichts daran ist überraschend.

Methode 1: Paradox im Einleitungssatz

Mache es anders – zum Beispiel, indem Du etwas (vermeintlich) Paradoxes als ersten Satz schreibst.

Eine Arbeit über das Thema Fakenews und Verschwörungen könnte man so beginnen:

„Was diese Hausarbeit angeht, ist das meiste gelogen.“

Wenn Du eine Arbeit über zwei Theorien schreibst, könntest Du so beginnen:

Die Ideen, die in dieser Bachelorarbeit behandelt werden, sind so widersprüchlich, dass sie eigentlich nicht existieren dürften.“

Wenn Du über das Thema Marketing schreibst, wäre dies eine möglicher Einstiegssatz:

Wer denkt, kein Marketing zu benötigen, um erfolgreich zu sein, hat bereits ein erfolgreiches Marketing betrieben, ohne es zu wissen.“

Das Prinzip dahinter sollte klargeworden sein. Es lässt sich auf jedes Thema übertragen.

Methode 2: Mit Ich-Botschaft überraschen

Eine weitere richtig gute Methode für einen gelungenen Einstieg ist die Ich-Botschaft. Ich weiß, dass es Dozierende gibt, die das Wort „Ich“ kategorisch ablehnen und auch den Umweg über die dritte Person Singular „Der Verfasser dieser Arbeit…“ in Hausarbeit, Bachelor- und Masterarbeit nicht lesen wollen. Es ist Deine Entscheidung, gut und interessant schreiben zu wollen oder aber irgendwelchen Schreib-Dogmen Deines Profs entsprechen zu wollen.

Hier am Beispiel BWL/Management. Ganz simpel, aber genau deshalb interessant, weil man wissen will, wie es weitergeht und was die Gründe sind:

„Als ich die Vorlesung im vergangenen Sommersemester über Personalführung hörte, war mir hinterher sofort klar, dass ich zu diesem Thema unbedingt auch meine Bachelorarbeit schreiben wollte.“

Oder:

Ich hatte unterschätzt, welch große Rolle der Führungsstil für eine erfolgreiche Unternehmensführung spielt, weshalb ich diese Lücke mit der vorliegenden Hausarbeit gerne weiter schließen möchte.

Du kannst auch die Methode Ich-Botschaft mit dem Paradox verbinden. So könnte zum Beispiel eine politikwissenschaftliche Hausarbeit beginnen:

Eigentlich wollte ich eine Hausarbeit über die Hungerkrise am Horn von Afrika und ihre Auswirkungen auf die internationale Diplomatie schreiben, doch dann las ich diesen Artikel über Alexander Gauland, der mich nicht mehr losließ.

Methode 3: Lernen von der Literatur – einfach nachmachen

Eine echte Fundgrube ist die Literatur. Schaue Dir von den Meistern ab, wie es geht. Hier seien Dir fünf Beispiele für magische erste Sätze genannt, von denen man sich abgucken kann, wie kraftvolle Texteinstiege gelingen.

  • „Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, aber jede unglückliche Familie ist auf ihre besondere Art unglücklich.“ (Leo Tolstoi: „Anna Karenina“)
  • „Es fiel Regen in jener Nacht, ein feiner, wispernder Regen.“ (Cornelia Funke: „Tintenherz“)
  • „Euch kann ich‘s ja sagen: Die Sache mit Emil kam mir selber unerwartet. Eigentlich hatte ich ein ganz anderes Buch schreiben wollen.“ (Erich Kästner: „Emil und die Detektive“)
  • „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“ (Franz Kafka: „Die Verwandlung“)
  • „Die bekannte Geschichte verzeichnet keine Erscheinung wie ihn; soll man ihn ‚groß‘ nennen?“ (Joachim Fest: „Hitler. Eine Biografie“)
  • „Entweder mache ich mir Sorgen oder etwas zu essen.“ (Ildikó von Kürthy: „Blaue Wunder“)

Szenisch, paradox, verallgemeinernd – so unterschiedlich die Verfasser und die Texte, so stark ist jeweils ihr Auftakt. Präge Dir ein, wie es Autoren gelingt, besondere Texteinstiege zu formulieren, die sich abheben und führe Dir die benutzte Struktur und die verwandte Methode vor Augen. Neugier schaffen, Souveränität kommunizieren – darin liegt die oft verkannte Chance eines gelungenen Anfangssatzes.

Es ist nicht so schwierig – die Bonus-Methode

Nutze die Magie des ersten Satzes! Schaffe Interesse und Relevanz für Deine Studienarbeit, zeige, dass Du Dir Mühe gibst, dass Dir Sprache nicht gleichgültig ist, und hebe Dich dadurch sofort von der Masse ab. Mit etwas Übung ist es gar nicht so schwierig.

PS: Es gibt noch eine vierte gute Methode für einen richtig tollen Einstiegssatz. Den verrate ich Dir gerne per Mail. Trag Dich einfach unten ein.

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